Heute stehe ich neben mir

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Eine junge Frau kam zu mir in die Feinstoffpraxis, da sie kurz zuvor einen Autounfall erlitten hatte. Physisch war soweit alles wieder in Ordnung, aber sie stand noch immer unter Schock und fühlte sich seit dem Unfall „nicht mehr in ihrer Mitte“.

Sie berichtete von anhaltenden starken Erinnerungen an die Unfallsituation, die mit einer inneren vibrierenden Unruhe und Anspannung verbunden seien. Zudem fehle ihr seither die gewohnte innere Kraft, Konzentration und Klarheit, die sie beruflich aber dringend benötige. In unserem Gespräch wirkte sie wie erschüttert, sogar bis ins Physische hinein in einer gewissen Weise instabil, als würden ihre Füße keinen guten und sicheren Kontakt zum Boden haben.

Wenn man verstehen möchte, warum sich eine Person nach einer Schocksituation so „neben sich stehend“ erlebt, lohnt sich ein Blick auf den Menschen aus der feinstofflichen Perspektive.

Denn die Redewendung „neben sich stehend“ beschreibt einen realen Zustand. Das Gefühl kennen viele. Aber wo findet das „Neben-sich-Stehen“ statt?

In einem Schockmoment kann es – nach den Ergebnissen der Erfahrungswissenschaft von Ronald Göthert – geschehen, dass sich ein Bereich aus den uns umgebenden feineren Schichten löst – man gerät sozusagen „außer sich“ vor Schock. Dieser Bereich bleibt in der auslösenden Situation (in diesem Beispiel der Unfall) hängen und bleibt somit verbunden mit den situationsbedingten Emotionen (in diesem Beispiel Schockgefühl, vibrierende Unruhe und Anspannung).

Solch eine Verletzung der feineren Schichten kann im Leben eines Menschen genauso geschehen, wie es physisch zu einem Beinbruch kommen kann. Im physischen Körper helfen dann neben der notwendigen Unterstützung von außen (Gips oder OP) in erster Linie die Selbstheilungskräfte, dass es wieder in Ordnung kommt. Vergleichbar dazu gibt es in den feineren Schichten Ordnungskräfte, die sich um die Wiederherstellung der inneren Ordnung kümmern.

Wenn nun aber, wie in dem genannten Beispiel, das Schockgefühl mit der Zeit nicht geringer wird, spricht dies dafür, dass die Ordnungskräfte es allein nicht geschafft haben, den losgelösten Bereich wieder zu integrieren, sondern, dass er feinstofflich noch in der Schocksituation festhängt.

Das erklärt die deutlichen Erinnerungsbilder der jungen Frau, aber auch das Gefühl, sich nicht mehr kraftvoll, klar und präsent in der eigenen Mitte zu fühlen.

In einer solchen Situation ist es möglich, konkrete Hilfe zu geben: Wo die in uns liegenden Ordnungskräfte es allein nicht geschafft haben, die innere Ordnung wiederherzustellen, genau dort ist es möglich, diese Ordnungskräfte zu unterstützen, damit die Folgen der Schocksituation überwunden werden können.

Oft ist es nur ein einzelnes Ereignis, das die innere Grundordnung eines Menschen dauerhaft aus dem Gleichgewicht gebracht hat und einen gewissen „Leidensweg“ nach sich zieht.

So auch in einem weiteren Beispiel, in dem eine Dame mit dem Wunsch in die Praxis kam, innerlich wieder mehr zu sich „nach Hause“ zu kommen. Sie sprach davon, seit vielen Jahren das Gefühl zu haben, sich verloren zu haben. Sie konnte aber nicht genau sagen, ab wann oder wodurch sich dieser Zustand in ihrem Leben eingeschlichen hatte. In der feinstofflichen Betrachtung ihrer jetzigen Situation zeigte sich, dass sich diese Veränderung eher ihrer Jugendzeit zuordnen ließ. Durch diese zeitliche Eingrenzung erinnerte sie sich an ein Ereignis, bei dem jemand, gegen ihren Willen, ihre Jugend und Unbeholfenheit ausgenutzt und ihr gegenüber übergriffig gehandelt hatte.

Aus feinstofflicher Perspektive gesehen war es auch hier – durch den damals erlebten Schock – zu der Loslösung eines eigenen feinstofflichen Bereiches gekommen. In einer solchen Situation kann es geschehen, dass man, bildlich gesprochen, aus dem eigenen „feinstofflichen Haus“ flüchtet und sozusagen ein „Zelt neben sich“ im Garten aufschlägt. Oft gewöhnt man sich an das Leben „neben sich“ und vergisst, wie es eigentlich war, im richtigen Haus „zu Hause“ zu sein. So hat sie in diesem Fall das „Zelt“ nicht mehr verlassen, sondern ist in der „Notunterkunft“ hängen geblieben.

Nach vier Behandlungsterminen in der Feinstoffberatung hatte sich für sie das schöne Gefühl von Geborgenheit, innerer Ruhe und Vertrauen wieder eingestellt, das man hat, wenn man „bei sich“ und „eins mit sich“ ist. Sie konnte wieder innere Klarheit und Tatkraft erleben, die ihr lange Zeit gefehlt hatten.

Wie kann es nun sein, dass mit so wenigen Terminen durch die Unterstützung der feineren Schichten sich das Grundlebensgefühl wieder zum Besseren wandeln kann?

Eine gezielte Unterstützung auf der richtigen Ebene kann bewirken, dass aus einem „Neben-sich-Stehen“ wieder ein „Bei-sich-Sein“ werden kann.

Wenn man die feinstoffliche Ebene versteht, auf der sich diese Vorgänge abspielen, entstehen Methoden, mit denen eine gezielte Hilfe möglich ist, damit aus dem „neben sich“ wieder ein „bei sich“ werden kann. Die Unterstützung nach der Göthert-Methode setzt unmittelbar dort an, wo das „Neben-sich-Sein“ stattfindet, also in den feineren Schichten. Diese sind substanziell und daher direkt untersuchbar und behandelbar. Ähnlich behandelbar, wie es möglich ist, einen komplizierten Beinbruch wieder in Position zu bringen, sodass die Verletzung durch die Reposition besser heilen kann und das Bein somit wieder funktionstauglich und schmerzfrei wird. Wenn das Bein nicht rechtzeitig von den richtigen Spezialisten behandelt wird, kann es sein, dass das Laufen nicht wieder so möglich sein wird wie zuvor. Genauso verhält es sich mit dem Zustand des „Neben-sich-Seins“. Wenn nicht geholfen wird, dass Losgelöstes wieder seinen angestammten Platz findet, kann es auch langanhaltende negative Auswirkungen für den Menschen mit sich bringen.

Die Ursachen für den Zustand des „Neben-sich-Seins,“ mit dem die Menschen zu mir in die Praxis kommen, sind unterschiedlich – z. B. Unfälle, Operationen, Gewalterfahrungen, bis zu einer schwierigen Geburt oder dem Verlust eines geliebten Menschen. Die Göthert-Methode, nach der ich arbeite, ermöglicht eine genaue Untersuchung des Zustandes der feineren Schichten bei einer Person. Diese ist, neben dem Erstgespräch, eine wichtige Orientierung für die nachfolgende Behandlung. Danach wird eine strukturierte Abfolge von Techniken angewendet, damit Losgelöstes sich wieder in den feineren Schichten integrieren kann. Dabei ist der wichtige Helfer auf dem Weg zur inneren Ordnung die in unseren feineren Schichten liegende Ordnungskraft. So kann ich durch meine Arbeit schnelle und effektive Verbesserungen des Befindens bei den Menschen beobachten.

Andrea Jaster
Feinstoff-Beraterin NDGM, Feinstoff-Lehrerin GLV-I NDGM